Bisher war der November nicht unbedingt mein Lieblingsmonat. 46 mal bin ich nun schon rum um die Sonne, aber erst in diesem Jahr ist mir der Zauber des Novembers so richtig bewusst geworden. Vielleicht liegt es daran, dass sich mein Leben gerade sehr wandelt und mir der November mit seinen Nebeltagen, der Dunkelheit und Stille hilft einzukehren, in mich hinein zu horchen.
Ich blicke aus dem Fenster: Der Garten ist kahl geworden, nur noch wenige Blätter halten sich an nahezu kahlen Ästen fest. Das Leben macht eine Pause, zieht sich zurück in die Erde.
Bewusst nehme ich mir Zeit fürs „Nichts-tun“, sitze so gerne vor dem Ofen, schaue in die Flammen, die das Holz der Weide in wohlige Wärme verwandeln, schreibe Tagebuch. So wie Bäume und Sträucher ihr Laub fallen lassen, lasse auch ich Altes los, wende meine Aufmerksamkeit nach innen, schaue mir meine „Ernte“ an, all das, was dieses Jahr in mein Schatzkästchen der gesammelten Erlebnisse und Erfahrungen gewandert ist.
Der November lenkt nicht ab, sein Nebel lässt nicht voraus schauen, sondern hält meinen Blick an, entschleunigt, schenkt Langsamkeit und bringt mich so meinen Herzenswünschen näher. Manchmal ist der Weg, wohin es gehen kann, auch noch gar nicht klar zu sehen, weil zu viel Nebel über allem liegt, dann nehme ich halt erst einmal wahr, was sich in mir bewegt, welche Gefühle da sind. Manche machen nur mit leiser zarter Stimme auf sich aufmerksam und genau diese sind es, die vielleicht sonst nicht gehört werden, wenn der Alltag mich bunt, terminlastig, energievoll und lebendig durch das Jahr trägt. Jetzt halte ich an, nehme mir Zeit für meine Wurzeln, die mich mit allem, was mich ausmacht, erden und mir innere Kraft und Stabilität geben für das, was – vielleicht erst im Frühjahr – erblühen und wachsen möchte.
Der Zauber des Novembers
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