Ganz so schlimm wie auf dem Foto hier oben ist es natürlich nicht, aber Mitte 40 ging es bei mir los:
Eines Abends entdeckte ich es: Das erste Hexenhärchen am Kinn!
Ich finde diese Bezeichnung übrigens sehr passend, da eine Hexe für mich eine weise Frau mit Erfahrungen und großem Wissen über die Zusammenhänge des Lebens verkörpert.
Da meine Sehschärfe so langsam beim Blick in den Spiegel nachließ, griff ich zur Brille und begutachtete das schwarze drahtige Haar, das wie aus dem Nichts wie eine Antenne aus meinem Kinn schaute. Mit einer Pinzette zog ich es mit einer leicht piekenden, doch zutiefst befriedigenden Genugtuung heraus und staunte über die Dicke!
“Wow! Nun geht es also los mit den “Hexenhärchen”!” dachte ich damals mit einem Schmunzeln und von dort an hatte ich nun jede Woche solch ein haariges kleines Erfolgserlebnis vor meinem Badezimmerspiegel. Das eine fühlte sich wohl etwas einsam da unten, so dass sich ein zweites dazu gesellt hat und es inzwischen zwei sind, die abwechselnd (!) für stoppeligen Nachschub sorgen.
Haare, die plötzlich vereinzelt am Kinn auftauchen, wachsen aufgrund meist hormoneller Ursachen. Ein abfallender Östrogenspiegel, wie zum Beispiel durch das Einsetzen der Wechseljahre, kann das Wachstum der dickeren Härchen im Gesicht fördern. Ursache ist der Testosteron-Überschuss, der dann im Körper herrscht.
Bei meiner Recherche im Internet stellte ich fest, dass dieser Haarwuchs bei uns Frauen im mittleren Alter für viele ein “Problem” sei und sie sich oft nicht mehr wohlfühlen in ihrer Haut. Die Kosmetikbranche hat sich allerlei einfallen lassen, um diesen störenden Haaren an den Kragen zu gehen und viele Frauen lassen sich im Gesicht die Haarwurzeln lasern und bezahlen viel Geld dafür, dem Jugendwahn zu entsprechen. Die Zeitschrift “Freundin” betitelte solch einen Haarwuchs sogar als “der Graus jeder Frau”. Aha…. so so….
Doch nun mal ehrlich: Das ist doch völlig normal! Mich erinnern meine haarigen Antennen immer wieder daran, dass sich mein Körper verändert und nun eine neue Lebensphase beginnt. Auch ich zupfe sie heraus – aber nicht, weil es für mich „ein Graus“ ist, sondern weil ich es faszinierend finde, wie sehr mein Körper einfach macht, was er will!
Ok, ich gebe zu, einiges nervt: Ohne Lesebrille geht oft nix mehr, die Beweglichkeit knirscht ein bisschen und hier und da merke ich, dass mein Körper nicht mehr so geschmeidig ist wie noch vor 10 Jahren.
Aber: Ich merke als reifer werdende Frau, dass ich mit vielem gelassener bin, ich gehe keine falschen Kompromisse mehr ein, werde wählerischer, genieße meine Lebenserfahrungen, freue mich auf das, was ab 50 auf mich wartet und werde manchmal auch etwas „schrulliger“ – und dazu gehört tatsächlich auch das Gefühl der Genugtuung, wenn ich manchmal selbst an meinen Antennen zupfe! Einen guten Empfang habe ich nämlich auch dann noch!