Unser zyklisch fließende Blut ist leider immer noch ein Tabuthema. Es stört, darf nicht gesehen werden, muss schnell weg und in Werbefilmen saugen Binden und Tampons blaue (!) Ersatzflüssigkeit auf.
Bloß nix davon sehen oder mitkriegen – so bin ich als junge Frau mit dem Thema Menstruation konfrontiert worden.
Bilder mit eigenem Blut zu malen, rote Spuren für die Nachwelt zu hinterlassen, ist eine urmenschliche und urweibliche Form der Kunst. Schon in alten Höhlen fand man Bilder unserer Vorfahren, die mit Blut gemalt wurden.
Und auch heute gibt es Frauen, die Acrylfarbe in ihr monatlich fließendes Menstruationsblut eintauschen: „Womanstruation“ nennt John Anna aus Bordeaux ihre individuelle Kunstrichtung.
Ganz anders wirken die Bilder von Vanessa Tiegs aus Kalifornien: „Menstrala“. Ihre Bilder zeigen abstrakten Formen und Spiralen.
Neugierig geworden, probierte auch ich es aus, schnappte mir Papier, Leinwand und Pinsel und war beeindruckt, was dieses Malen mit mir machte. Jeder rote Pinselstrich war eine Bestätigung meiner Weiblichkeit. Obendrein ist diese rote „Farbe“ eine Verwandlungskünstlerin, denn sie verändert sich innerhalb weniger Minuten von hellrot über rot zu braunrot und verleiht meinen Bildern etwas Urweibliches und Kraftvolles. Das Blutrot kombiniere ich gerne mit Goldfarbe – was für ein Kontrast!
Vielleicht fragst du dich nun, wie ich das Blut auffange, um damit zu malen?
Perfekt für diese Kunstrichtung ist das Benutzen einer „Menstruationskappe“. Sie fängt das Blut im Inneren der Vagina auf. Menstruationskappen oder Menstruationstassen, wie sie auch genannt werden, sind eher unbekannt, aber genial! Der große Vorteil: Müllvermeidung, seltenes Leeren und monatlich rote Farbe für neue Bilder!